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CSS langweilt mich

1998 habe ich mich mal zwei Tage hingesetzt und die taufrische CSS-2.0-Spezifikation durchgelesen. Vieles hat nirgendwo funktioniert. Ich fand’s trotzdem toll.

Quälend langsam haben dann einzelne Browser ihre skurrilen Interpretationen der Regeln eingebaut. Da gab es eine Menge zu lernen und zu hacken. Jeder Browser hatte nicht nur Macken, die zu den Macken der anderen inkompatibel waren, sondern auch ein rasch wechselndes Set proprietärer Eigenschaften. Es hat Spaß gemacht, da herumzukurven, im Usenet oder auf Mailinglisten mit anderen Leuten zu tüfteln und zu testen.

Heute ist das weg. Mit den superkaputten Browsern ist auch das Gefühl verschwunden, beim Umgang mit CSS den Kopf zu brauchen. Klar, es gibt immer noch kleine Hacks und vorläufige proprietäre Implementationen. Meistens laufen die nur auf ein weiteres Snippet in der IDE hinaus. Aber früher, als man nicht einmal width schreiben konnte, ohne von mindestens drei Browsern eins in die Fresse zu kriegen, war das irgendwie … spannender.

CSS3 hat uns viele neue Eigenschaften gebracht aber kaum neue Konzepte. Viele Module sind nicht einmal kompatibel zueinander, und das Entwicklungstempo ist – so wirkt es auf mich – deutlich gesunken. Kein Wunder, ich verlöre angesichts dieses Wustes auch die Lust.

Manches nervt sogar. Ich habe die Nase voll von Schättchen und Verläufen, von abgelutscht aussehenden Ecken und Schrift mit Pseudo-Prägeeffekt. Kitsch. Hier wird das alles demnächst verschwinden.

Der Grund für das Fefe-Theme war nicht Fefe. Der Grund waren all die anderen Layouts, die ich in den letzten Jahren verfaßt habe. Bei denen ich zu viel Zeit mit zu leichtem Code verbringen mußte.

Ich bin, wie Aristoteles einst so schön gesagt hat, ein krummes Holz, das mal in die andere Richtung gebogen werden muß. Von mir selbst.

5 Kommentare

  1. Francesco am 04.01.2012 · 16:15

    Ich habe die Nase voll von Schättchen und Verläufen, von abgelutscht aussehenden Ecken und Schrift mit Pseudo-Prägeeffekt. Kitsch.

    So geht es mir auch. Mit CSS3 ist es kinderleicht geworden, Webseiten zu photoshopisieren. Schrecklich. Die Herausforderung besteht nun darin, diese neuen Techniken »richtig« einzusetzen: dezent, mit Verstand, angemessen, … oder eben gar nicht.

  2. David am 07.01.2012 · 01:31

    Ich kann mich über Langeweile nicht beklagen. Wenn der Designer der Meinung ist, der Text müsse nun genau so laufen und nicht anders (Blocksatz, ohne Wordzwischenräume uns solche Späße), geht das Gebastel schon wieder los.

    Überdies, kannst Du dich nicht mal freuen, dass etwas so funktioniert, wie es soll und ohne zig WTFs und Fixes auskommt? ☺

    Aber gut, dann lass mal sehen …

  3. Thomas Scholz am 07.01.2012 · 02:19

    @David: Selbstverständlich hat man auch heute noch Probleme, wenn man vor schwachsinnigen Anforderungen steht. Die machen aber keinen Spaß. Ich habe im Artikel eher Probleme wie gleich hohe, fließende Boxen gemeint oder 1em Schriftgröße. Ja, ich finde es angenehm, daß ich nicht mehr so viele Hacks erfinden muß. Ich staune einfach darüber, daß ich das Interesse an der Sprache so sehr verloren habe. Das hätte ich vor ein paar Jahren nicht gedacht.

  4. Klaus am 11.01.2012 · 19:25

    vielleicht bist du leer!
    Schon mal dran gedacht ein paar Wochen (oder ein Monat...zwei...) nix zu tun?
    Oder in der Zeit was ganz anderes zu machen. Wegfahren z.B. um den eigenen Sumpf von außen betrachten zu können. :)

  5. Ingo Chao am 01.02.2012 · 13:55

    Vielleicht ist Web-* keine Lebensaufgabe. Spec-Writer wäre noch was. Oder doch einen Roman verfasen?