Das falsche Gebot
24.09.2010 in: Interna und Kunterlei • 5 Kommentare
Letzte Änderung: 03.10.2010, 02:10 Uhr.
Es ist noch nicht lang genug her, da war ich nur ein kleiner Wicht. Ich saß da und wollte, daß man mich will. Ich litt Hunger und Angst und Zweifel.
Dann bat mich einer: Schreib ein Gebot für ein Projekt. Und ich schrieb, und ich hoffte, und er wollte mich nicht: Später! Vielleicht! Heute nicht.
Das tat weh.
Dann sagte doch einer zu, und ich tat meine Arbeit, und ich tat sie gut. Und der Mann zog los und sprach zu den Leuten: Seht her, der tut Gutes! Und die Leute kamen und fragten und sagten zu.
Das tat gut.
Jetzt bin ich ein großer Wicht, und die Leute fragen immer noch, und ich sage ab. Manchmal.
Das tut mir leid.
Jüngst fragte mich einer, und ich sagte ab, und es tat mir leid. Doch er bat: So schreib ein falsches Gebot! Wir haben schon einen, nur unsere Bücher wollen zwei. Fürchte den Auftrag nicht. Du kriegst ihn nie.
Lieber Kunde, wenn du denkst, ein Gebot koste nicht Mühe noch Zeit, so denke noch einmal. Und sagt dir jemand, ein Handel sei frei von Moral, so gehe hin, und steinige ihn.
Das tut Not.
Boris am 24.09.2010 · 17:39
Amen :D
Laura am 27.09.2010 · 12:28
da ist einer aber mal sehr kreativ gewesen! sehr schön, gefällt mir ;)
Andreas am 04.10.2010 · 21:53
Das ist ein sehr schöner Beginn und das Folgende bringts zum passenden Ende.
Derlei Anfechtungen ist man als Dienstleister immer wieder ausgesetzt. Bleibet standhaft und das [passendes einsetzen] wird Euer sein. Interessant nur, dass der potentielle Kunde selbst nicht merkte, was er eigentlich anbot bzw. wollte.
Thomas am 28.10.2010 · 10:54
Hihi, sehr lyrisch, aber deshalb nicht weniger wahr, führt immer wieder vor Augen, wie ein Großteil unserer Wirtschaftselite so das Wirtschaftsgeschehen handelt und weshalb ein wenig mehr Wirtschaftsethik weltweit nicht von Schaden wäre...Danke, war ein Vergnügen dies zu lesen
Susi am 09.12.2010 · 12:26
Und die Lehre von der Geschicht',
Moral gibt es in der Wirtschaft nicht,
drum ist es oft wohl angebracht,
dass man über dies und jenes lacht,
um seine geistige Gesundheit zu bewahren,
und nicht unnötig aus der Haut zu fahren!