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Ein Guillemet ist kein Pfeil

Im Deutschen haben wir zwei Arten der Anführungszeichen zur Auswahl: „ “ und ‚ ‘ oder » « und › ‹. Die zweite Variante hat den Vorteil, daß sie nie mit einem Komma oder einem Akzent verwechselt wird. Außerdem fügt sie sich gut ins Schriftbild ein, und sie wird – anders als die erste Form – sogar in allen Versionen der Schriften Verdana und Tahoma korrekt dargestellt.

Alles prima. Oder?

Offene Zitate im WHATWG-Blog

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Nicht ganz. Im Englischen sind Guillemets keine Anführungszeichen. Und weil sie nach einer Seite zeigen … werden sie gerne als Pfeile mißbraucht.

WordPress beispielsweise hat diese falschen Pfeile an vielen Stellen im Code fest verdrahtet; das Standard-Theme wiederholt diesen Fehler.

Irgenwie scheint der Mißbrauch der Guillemets den Charme des Üblichen auszustrahlen – anders kann ich mir nicht erklären, daß selbst Leute mit sehr guten Deutschkenntnissen diese Marotte übernehmen.

Wen zitiert das Bremer Sprachblog?

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Bitte hört auf damit! Das verletzt die Regeln der deutschen Sprache und die durch Unicode standardisierte Bedeutung. Überdies sieht es enorm peinlich aus.
Unicode kennt so viele echte Pfeile – für falsche exisitiert keine Ausrede.

9 Kommentare

  1. molily am 17.02.2009 · 13:57

    Bring doch mal Argumente. Wo genau ist das Problem?

    »Verletzt die Regeln der deutschen Sprache« ist ja wohl das schlechteste Argument, insbesondere im internationalen Kontext. Und »sieht peinlich aus« ist eine Bauchmeinung. Ich find, sie sehen ganz gut aus - »Argument« widerlegt.
    Ja, Unicode hat viele Pfeile. Aber in der Liste habe ich nicht einen schlichten geschwungenen Doppelpfeil gefunden. Vielleicht gibts irgendwo in Unicode einen, aber auf welchem Rechner sind Fonts mit den zugehörigen Glyphen installiert? Was haben meine Besucher davon, wenn sie Fragezeichen oder Kästchen sehen? Dann doch lieber einen »falschen« Pfeil.

    Verstehe mich nicht falsch, ich will nicht verteidigen, die Unicode-Zeichen für Guillemets zu missbrauchen, ich finde es nur schade, wie argumentlos hier vorgegangen wird. Eine Alternative wäre z.B. ein Hintergrundbild. Oder geht es dir darum, dass auch so ein Bild auf keinen Fall wie ein Guillemet aussehen dürfte?

  2. Thomas Scholz am 17.02.2009 · 14:20

    Ich möchte die Semantik auf der Zeichenebene erhalten sehen. Das ist sozusagen das »logische« Argument. Es gilt vor allem im Kontext der deutschen Sprache, wenngleich ich es auch in den Sprachen nicht sonderlich gut finde, in denen Guillemets keine Bedeutung haben (soviele sind das gar nicht).

    Und ich möchte auch visuell einen klaren Unterschied zwischen Zitat und Pfeil haben. Das ist die ästhetische Perspektive. Insofern halte ich auch wenig von Bildern, die genau wie Anführungszeichen aussehen, wenn sie nicht als solche benutzt werden.

    Zumindest die Pfeile ←↑→↓sind selbst in Arial enthalten – die kann sogar der Internet Explorer Windows 5.0 darstellen. Mittels CSS lassen sich alle Pfeile auch gewaltig »aufhübschen«, wenn man das denn möchte. Vermutlich bekommt man auch mit text-shadow keine Pfeile hin, die exakt so aussehen wie Guillemets. Aber das würde ich auch gar nicht wollen, denn dann hätte man sich ja genau die Abgrenzung zum Zitat wieder verbaut.

  3. Ingo Chao am 18.02.2009 · 15:23

    Der Charme des Üblichen ... das ist köstlich. Aber das Einfache ist immer so schwer.

  4. GwenDragon am 19.02.2009 · 17:24

    Ich finde es auch nicht schön, dass die „französischen“ Anführungszeichen als Pfeile missbraucht werden.

    Als DTPlerin dreht es sich da mir der Magen um.

    Zudem das garantiert sich wundervoll anhört, beim Vorlesen, wenn es nur ein öffnendes Anführungszeichen gibt.

    Wo ist das Problem, Unicode-Zeichen zu verwenden? Es gibt da viele im Standard.

  5. GwenDragon am 19.02.2009 · 18:58

    Nachtrag: Um allerdings die diversen Pfeilsymbole von Unicode zu verwenden, muss eine das Risiko eingehen, in so manchem Browser bei manchen Pfeilen unterschiedliches Aussehen zu haben. Kein Wunder, dass so manches Website/Blog dafür dann Scmuckgrafiken nehmen und diese mit CSS einsetzen.

  6. Thomas Scholz am 19.02.2009 · 19:15

    Der einzelne Besucher weiß doch gar nicht, daß die Pfeile für andere Besucher etwas anders aussehen. Und wüßte er es, wäre es ihm egal.
    Sie müssen als Pfeile erkennbar sein, dürfen nicht mit anderen Zeichen verwechselt werden – und sollten auf irgendwas zeigen.

  7. GwenDragon am 19.02.2009 · 20:38

    Jedenfalls besser als > oder >> oder » oder › zu nehmen.

  8. datenkind am 02.03.2009 · 13:33

    Du hast natürlich Recht, dass die Verwendung von »« nicht gerade die optimale Variante für eine Art Folgepfeil order ähnliches darstellt. Jedoch bietet Unicode schlicht und ergreifend nichts in dieser Form an – die gemeinen Pfeile sind teilweise zu groß und vermitteln ein zu statisches und konstruiertes Bild von Pfeilen.
    »







    Welches davon wirkt schlichter und eleganter?

  9. Thomas Scholz am 02.03.2009 · 14:07

    Die Präsentation können wir mit CSS beeinflussen oder durch ein richtiges Bild erreichen. In modernen Browsern können wir das Originalzeichen sogar per Generated Content ersetzen.

    Beispiel:

    .arrow {
        content: url('/img/pfeil.png');
    }

    Auch wenn einige Browser richtige Pfeile nicht genau so darstellen, wie man es gerade haben möchte: Semantik geht vor Präsentation. Sonst könnten wir auch <big> nehmen, wenn wir große Schrift haben wollen.

    Es gibt übrigens im Unicode-Block Dingbats noch ein paar hübschere Pfeile. ➢ und ➣ gefallen dir vielleicht, auch wenn du dafür Browsern mit schlechter Glyphensubstition extra eine Schrift zuweisen mußt, die diese auch enthält, beispielsweise Arial Unicode MS.